Was ist Museologie?
Die Museologie bzw. Museumswissenschaft oder auch Museumskunde befasst sich mit allen theoretischen und praktischen Aspekten eines Museums. Das Themenspektrum reicht von der Museums- und Ausstellungstheorie bis zum Sammlungswesen und der Konzeption sowie Abwicklung von Ausstellungen.
Wissenschaftliche Fachbereiche, die sich mit Fragen der Museologie befassen, sind u. a. die Kunstgeschichte, die alte Geschichte und Altertumskunde, die Geschichte, die Ethnologie, die Theologie, aber auch naturwissenschaftliche Fächer, wenn es etwa um Fragen der Konservierung geht.
Die Geschichte der Museologie
Die Anfänge der Beschäftigung mit Fragen der Museologie reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück: 1565 veröffentlichte Samuel Quiccheberg in München unter dem Titel „Inscriptiones vel tituli Theatri Amplissimi“
die erste Publikation zur Sammlungstheorie und -praxis. Im Zentrum des sechzig Seiten umfassenden Werkes stehen zwei Fragen:
- Wie sollen die Objekte bestmöglich aufgestellt werden?
- Wie kann das durch die Objekte repräsentierte Wissen optimal zugänglich gemacht werden?
Adelige und wohlhabende Bürger sollten in Zukunft einen Leitfaden haben, wie sie ihre Sammlungen ordnen bzw. aufstellen und so eine Art ideales Museum schaffen können.
Fragen der Museologie wurden in der Folge immer wieder aufgegriffen, etwa in der 1727 erschienenen „Museographia Oder Anleitung Zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum“ von Caspar Friedrich Neickel.
Der Ausdruck „Museologie“ wurde allerdings erst 1839 von dem in Gotha lebenden Kunsthistoriker, Archäologen und Bibliothekar Georg Rathgeber geprägt. Er verstand unter Museologie erstmals eine eigene Wissenschaft, die sich mit Museen und Sammlungen befasst.
Zum Gegenstand systematischer wissenschaftlicher Forschung wurde die Museologie schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit den letzten Jahrzehnten treten ethische Fragen in den Vordergrund: die Rückgabe von Objekten, die in einem kolonialen Zusammenhang erworben wurden, oder auch intensivere partizipatorische Praktiken.
Ein zentrales Thema der Museologie ist heute auch die Frage nach der Deutungshoheit über Objekte und Ausstellungskonzepte. Das bedeutet im Wesentlichen: Die Tatsache, dass es sich bei der Storyline einer Ausstellung immer nur um eine mögliche Interpretation von mehreren handelt, wird offen dargelegt. Ausstellungsmacherinnen und -macher verstehen sich zunehmend nicht mehr als autoritäre Stimme, die erklärt, wie die Dinge zu interpretieren sind, sondern reflektieren ihren eigenen Arbeitsprozess kritisch.
Womit beschäftigt sich die Museologie?
Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach: Das Themenspektrum, mit dem sich die Museologie beschäftigt, ist nämlich ausgesprochen vielfältig. Hinzu kommt, dass man sich ihr von verschiedenen Richtungen nähern kann: aus rein praktischer Sicht, bei der die Umsetz-barkeit im Vordergrund steht, und aus theoretischer Sicht, die u. a. eine historische, kunst-historische, soziologische oder auch eine philosophische sein kann.
Letztendlich befasst sich die Museologie mit
- der Geschichte von Museen,
- der Geschichte des Sammelns (Sammlungswesen),
- den Prinzipien des Sammelns (Sammlungsstrategien),
- der Inventarisierung,
- der Aufbewahrung,
- der Erhaltung und
- der Präsentation von Sammlungsobjekten,
- Fragen der Ethik.
Das bedeutet: Die Arbeit und die Fragen von Museumsmanagerinnen und -managern, Kuratorinnen und Kuratoren, Museumspädagoginnen und -pädagogen, Restauratorinnen und Restauratoren, aber insbesondere auch von Registrarinnen und Registraren sind Gegenstand der Museologie.
Womit befassen sich Museologinnen und Museologen?
Museologinnen und Museologen beschäftigen sich mit den Sammlungs- bzw. Ausstellungsobjekten in Museen sowie der Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen, Galerien und Privatsammlungen. Sie kümmern sich um den Ankauf neuer Objekte, um die Inventarisierung und um die optimale Lagerung von Sammlungsbeständen. Museologinnen und Museologen sind oft auch forschend tätig, und zwar meist mit dem Blick auf die Vermittlung. Die Konzeption und Abwicklung von Ausstellungen (Korrespondenz mit den Leihgebern, Abschluss von Leihverträgen, Transport, Ausstellungsauf- und -abbau) gehören zu den Kernfeldern, in denen Museologinnen und Museologen tätig sind. Damit ist klar: Auch wir Registrarinnen und Registrare sind Museologinnen und Museolo-gen.
Welche Museologie-Ausbildung bzw. -Weiterbildung gibt es?
Wenn Sie hauptberuflich im Bereich der Museologie arbeiten möchten, benötigen Sie in der Regel einen museumsrelevanten Hochschulabschluss. Das kann ein Abschluss in einem Fach wie etwa Kunstgeschichte, Geschichte oder Archäologie sein oder auch ein Abschluss eines Studiums der Museologie, das es inzwischen in mehreren Ländern gibt – dazu gleich mehr. Auch eine Kombination verschiedener Studien oder die Kombination eines Studiums mit einer kürzeren Fortbildung abseits einer Universität kann ein guter Weg sein, wenn Sie als Museologin bzw. Museologe arbeiten möchten. Die verschiedenen nicht akademischen Fortbildungen können übrigens vor allem dann auch für Sie interessant sein, wenn Sie ehrenamtlich in einem Museum tätig sind.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über verschiedene Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Österreich und Deutschland – freilich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Museologie-Studium
Das Fach Museologie können Sie an verschiedenen Universitäten studieren.
Studienangebote in Österreich
In Österreich bietet die Universität für angewandte Kunst Wien einen Masterlehrgang für „Ausstellungstheorie und Praxis“ an. Und an der Donau-Universität Krems können Sie ein Masterstudium in „Collection Studies and Management“ absolvieren.
Studienangebote in Deutschland
Besonders vielfältig ist das Studienangebot an der Universität Würzburg, wo 2011 sogar eine eigene Professur für Museologie eingerichtet wurde.
In Würzburg gibt es den Bachelorstudiengang „Museologie und materielle Kultur“ sowie – darauf aufbauend – den Masterstudiengang „Museumswissenschaft“ bzw. „Museum Studies“. Zusätzlich bietet die Universität Würzburg noch die Master-Studiengänge „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“ und „Museum und alte Kulturen“ an.
An der Universität Oldenburg gibt es einen Masterstudiengang „Museum und Ausstellung“. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin können Sie einen Bachelor in „Museumskunde“ und einen Master in „Museumsmanagement und Kommunikation“ machen.
Unsere Tipps, wenn Sie Museumswissenschaften studieren wollen
- Vergleichen Sie die Angebote im Detail, vor allem im Hinblick auf die Schwerpunkte und den Praxisbezug.
- Überlegen Sie sich, ob Sie nur einen Bachelor oder auch einen Master machen wollen. An manchen Universitäten ist auch ein Doktorat möglich.
- Haben Sie keine Scheu, ins Ausland zu gehen. Auslandserfahrung ist ein großer Pluspunkt, wenn Sie eine Stelle in einem Museum anstreben. Gleiches gilt natürlich für Sprachkenntnisse und Praktika. Auch damit punkten Sie, wenn Sie als Museologin bzw. Museologe arbeiten möchten.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Inzwischen gibt es auch ein breites Angebot an Weiterbildungen im Bereich der Museologie.
Weiterbildungen in Österreich
So bietet etwa die Donau-Universität Krems einen zweisemestrigen Lehrgang „Ausstellungsdesign und -management“ an. Ein vielfältiges Schulungsangebot finden Sie auf der Website des Museumsmanagement Niederösterreich. Anbieterübergreifend können Sie auch auf der Website des Museumsbundes Österreich nach Fortbildungen suchen.
Weiterbildung in Deutschland
In Deutschland bietet MUSEALOG einen praxisorientierten „Zertifikatskurs zur Fachreferentin / zum Fachreferenten für Sammlungsmanagement und Qualitätsstandards in Museen“ an.
Museologie online
Es gibt einige Online-Kurse zum Thema „Museologie“. Exemplarisch weisen wir hier auf zwei Angebote hin: auf die Freiburger Akademie für Museums-, Ausstellungs- und Sammlungswis-sen (FRMAS), die eine aus sieben Modulen bestehende Fortbildung anbietet, sowie auf das Node Center for Curatorial Studies, wo Sie Online-Kurse zu verschiedenen The-men wie „Art Handling“, „Community and Participation“ oder „Grant Writing“ finden.
Weitere Fragen rund um das Thema „Museologie“
Als Registrarinnen und Registrare bekommen wir immer wieder Fragen zum Thema „Museologie“ gestellt. Auf die häufigsten geben wir hier gerne Antwort:
Mit welchen Methoden arbeitet die Museologie?
Aufgrund der Vielfalt an Themen, mit denen sich die Museologie befasst, gibt es kein fix umrissenes Methodenspektrum, mit dem das Fach arbeitet.
Womit beschäftigt sich die Museumsdokumentation?
Damit ein Museum funktionieren kann, ist es notwendig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit wissen, wo sich welches Objekt befindet – sei es nun im Depot, bei einer Restauratorin oder einem Restaurator, in einer hauseigenen Ausstellung oder als Leihgabe außer Haus.
Im Zuge der Museumsdokumentation werden alle Objekte eines Museums erfasst bzw. unter verschiedenen Aspekten erschlossen und ihr aktueller Standort vermerkt. Früher erfolgte diese Arbeit mit Hilfe von Karteikarten und Inventarbüchern, heute erfolgt die Museumsdokumentation digital.
Leistungsstarke Datenbanken wie zum Beispiel „MuseumPlus“, „Adlib“ oder „TMS“ (The Mu-seum System) erlauben eine präzise Erfassung der Objekte unter verschiedenen Gesichtspunkten (Material, Herkunft, Datierung etc.). Zugleich bieten sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines Museums umfassende Recherchemöglichkeiten. Im Idealfall ermöglichen diese Systeme nicht nur eine Dokumentation der Objekte, sondern auch die aktive Museums- bzw. Ausstellungsarbeit mit Hilfe von Berichten, Listen, Dokumenten etc.
Was ist das Institut für Museumsforschung?
In Anbetracht der großen Bedeutung der Museumsdokumentation haben die Staatlichen Museen zu Berlin 1979 ein eigenes Institut für Museumsforschung gegründet. Das Institut beschäftigt sich u. a. mit der Besucherforschung, der Archivierung von Objekten und der Dokumentation, mit Fragen der Digitalisierung und der Museumsdidaktik sowie mit dem Museumsmanagement.
Das Institut für Museumsforschung arbeitet nicht nur für die Staatlichen Museen, sondern versteht sich auch als Dienstleister für andere Museen in Deutschland. Forschungsergebnisse veröffentlicht es in den „Berliner Schriften zur Museumsforschung“, in den „Materialien aus dem Institut für Museumsforschung“ sowie in der Zeitschrift „Mitteilungen und Berichte aus dem Institut für Museumsforschung“.
Was versteht man unter dem Begriff „Musealisierung“ bzw. „Musealität“?
Musealisierung ist ein Prozess, in dem Objekte bewusst ausgewählt werden, um sie auf Dauer in einem Museum oder einer Sammlung aufzubewahren und zu präsentieren. Häufig werden Objekte dabei aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst. Musealität steht am Ende des Prozesses, in dem danach gefragt wird, welches Objekt in den Bestand eines Museums aufgenommen, also museal werden soll oder nicht.
Wie finde ich Literatur zum Thema „Museologie“?
Wenn Sie nach einschlägiger wissenschaftlicher Literatur suchen möchten (zum Beispiel weil Sie sich zum Thema „Museumswissenschaften“ weiterbilden wollen), empfehlen wir Ihnen kubikat als Rechercheinstrument.
„Museologien“ – eine Anmerkung zum Schluss
Hin und wieder hören wir den Ausdruck „Museologien“. Von dem Wort „Museologie“ gibt es allerdings keinen Plural, genauso wie es für Bezeichnungen anderer Fachbereiche wie etwa „Archäologie“ oder „Klassische Philologie“ keine Mehrzahl gibt.